Projekt BMW E39 Teil 2: Ab in die Werkstatt!


Der erste Service steht an! Dieses mal nimmt ein BMW-Meister den Wagen genau unter die Lupe und deckt versteckte Mängel auf – jetzt wird es richtig spannend! Im ersten Teil berichteten wir, wie ich zum E39 5er BMW kam und wie unser Check so aussah, doch jetzt wird es ernst! Auf einer richtigen Hebebühne zeigt sich oft mehr, als man beim einfachen Hinschauen erkennen kann – ein Grund warum man beim Gebrauchtwagen-Kauf nach Möglichkeit den Wagen auch immer von unten betrachten sollte! Außerdem möchte ich Experten-Rat, um ein paar Sachen selbst zu reparieren.

Die Spannung steigt: Der E39 523i ist auf der Hebebühne!

Alles aus Meisterhand

Termin bei MM Fahrzeugtechnik in Gomaringen nahe Reutlingen, die Werkstatt von KFZ-Meister Michael Mouchtaridis, dem BMW-Experten schlechthin: Es soll der Keilriemen und das Öl am künftigen Youngtimer gewechselt werden, außerdem soll das lästige Zittern bei etwa 100 km/h durch auswuchten der Räder beseitigt werden – klappt das nicht, wird das Zuglenkerlager fällig. Des Weiteren wird der anstehende Service gemacht. Michael fährt seit Jahren selbst eine BMW E39 530d Limousine und kennt die Autos der bayrischen Traditionsmarke wie kaum ein Zweiter. Auch sonst gibt es nahezu keinen BMW, der nicht durch seine Hände schon repariert oder gewartet hat – ob sich um einen 635i aus den 70er-Jahren oder einem modernen M4 handelt.

Ab auf die Hebebühne!

E39 523i Touring Unterboden
Der Unterboden ist bis auf Verschmutzungen richtig sauber: Kaum Rost!

Nach kurzer Wartezeit fährt Michael das Auto auf die Bühne – es ist das erste mal wo ich meinen BMW von außen höre und fahren sehe, klingt sonorer als erwartet. Ich genieße derweil meinen Kaffee und warte ab, was als nächstes passiert.
Kaum auf der Bühne, lässt der leidenschaftliche BMW-Meister und BMW-Liebhaber das Altöl ablaufen und inspiziert derweil den Unterboden. Von unten betrachtet fällt als erstes auf, dass der Wagen keinen ernsthaft bösartigen Rost hat! Der obligatorische Flugrost ist natürlich vorhanden, aber Durchrostungen gibt es keine. Auch der Auspuff zeigt sich in einem recht passablen Zustand! Zwei Sachen hat es trotzdem ganz schlimm erwischt: Bremsleitungen und Federn! Hier muss schnellstmöglich Ersatz her.

Typische Schwachstellen des E39

E39 523i auf der Hebebühne.
Auch ein 16 Jahre alter E39 hat seine Schwachstellen.

Angerostete Federn können beim BMW E39 schnell zum vorzeitigem Exitus führen, der Grund dafür ist trivial: Der untere Federteller hat einen geringeren Durchmesser als die Feder selbst. Mit jeder Umdrehung wird diese zur Mitte hin immer größer, sodass sie im Falle eines Bruchs das Fahrzeug vollständig auf den Boden aufliegen lässt – die Folgen wären fatal! Die verrosteten Bremsleitungen dagegen sind normal, es handelt sich schließlich um ein Verschleißteil.

Die Lösung für das Feder-Problem: Ein H&R Kit! Die Tieferlegung von ca. 40/15 mm ist noch recht sanft, das originale M-Technik Set von BMW senkt die Karosserie um 35/30 mm. Obwohl es sich um eine keilförmige Tieferlegung handelt, wird sich die Optik des Wagens auf den ersten Blick kaum verändern: Rein theoretisch müsste sich nur der vordere Überhang auf das Niveau des Hinteren reduzieren, sodass die Karosse gerader aufliegt und dadurch sportlicher wirkt. Diese Art von Tieferlegung ist besonders bei Youngtimer und klassischen Autos beliebt. Was sich jedoch grundlegend ändern wird, ist das Federverhalten der Big Lady. Kann es kaum erwarten bis das Paket mit den Federn ankommt und sie endlich eingebaut werden! Mein Gefühl sagt mir, dass die Stoßdämpfer ihre Schwierigkeiten mit den neuen Federn haben werden, was sich jedoch zeigen wird, wenn die erste Runde mit ihnen gefahren wird. Sollten sie zu lasch sein, würde ich mir gerne originale M-Technik Dämpfer besorgen – aber erst einmal eins nach dem anderen.

Aus Liebe zum Automobil

Michael Mouchtaridis beim Reinigen de Unterbodens meines E39 523i
Bevor der Wagen wieder auf den Boden gelassen wird, reinigt Michael den Unterboden gründlich.

Während das Öl weiterhin aus dem Auto läuft, werden die vier Räder neu gewuchtet: Drei davon waren völlig asymmetrisch – was das Zittern erklärt. Daraufhin verschließt Michael wieder die Ölwanne, setzt einen neuen Ölfilter ein und füllt 6,5 Liter frisch gezapftes Castrol 5W30 in die Maschine und checkt anschließend alle Flüssigkeiten: Alles im grünen Bereich, beziehungsweise in den Toleranzen was den letzten Wechsel betrifft.
Anschließend tastet Meister Mouchtaridis jedes Eck des BMW ab: Alle Scharniere, elektrische Systeme, Wischer usw. Die ganz leicht knackende Fahrertür wird neu gefettet und die restlichen beweglichen Teile geölt. Auch der Unterboden wird komplett gereinigt, der Motorraum gesaugt und von Blättern sowie anderem Schmutz befreit.
Nach der Feineinstellung des Gaspedals werden noch alle Filter getauscht und der Wagen kommt an den Rechner: Und siehe da, das Diagnose-Gerät zeigt an, welcher Parksensor defekt ist und getauscht werden soll! Die zwei äußeren Sensoren sind auf der schwarzen Stoßstangen-Leiste montiert und unlackiert schwarz-matt, die zwei mittleren Sensoren jedoch auf der Stoßstange selbst und in Wagenfarbe lackiert. Um eine günstige Lösung zu finden, habe ich mir vier unlackierte, schwarze Sensoren bestellt: Sind alle unlackiert, fällt es nicht mehr auf. Außerdem ist das die günstigste Variante.

Frisches Emblem, frische Optik!

Zu guter Letzt muss noch das vordere Emblem getauscht werden, es ist ziemlich abgefärbt und brüchig. Michael klebt das Blech um das BMW Logo behutsam ab und hebelt mit speziellen Kunststoff-Keilen das alte Emblem ab. Es ist nur gesteckt und unter der Raum zwischen Karosserie ist stark verschmutzt. Vor dem Abbringen des neuen, originalen Propellers wird alles sauber gemacht und schließlich das neue Teil angebracht. Knappe 40€ für ein Emblem sind stark übertrieben, aber die Optik ist jeden Cent wert: Die große silberne Dame erscheint wieder in vollem Glanz, kaum zu glauben was so ein kleines Stück Plastik für eine Wirkung haben kann!

Das muss noch investiert werden

E39 523i auf der Hebebühne
Mit neu gewuchteten Rädern wird das nervige Ruckeln bei 100 km/h hoffentlich bald verschwinden

Um sorgenfrei mit der Big Lady fahren zu können, muss in nächster Zeit noch einiges Instand gesetzt werden:

  • Bremsleitungen: Beim E39 verlaufen diese teilweise über dem Tank, sodass dieser entweder vollständig ausgebaut muss oder gekippt erden muss. Kostenpunkt sind stolze 300€ – 380€
  • Fahrwerks-Federn: Obwohl der H&R Sportfedern-Satz nur 181,99€ kostet, schlägt der Einbau mit 250€ ganz schön zu Buche.
  • Zündkerzen: Sechs Kerzen zu tauschen kostet 120€, hier lohnt sich die Überlegung sie selbst zu tauschen. Die nötige Literatur liegt schon bereit – auch wenn ich ungern auf eine fachkundige Hand an meinem Motor verzichten möchte.

Alle Arbeiten sollten sobald wie nur möglich erledigt werden. Als nächstes steht aber der Termin beim Lackierer an, um eine Übersicht über die anstehenden Kosten zu bekommen. Bislang sind die drei Schritte satte 750€ wert – das ist zwar ganz schön happig, aber dafür wird meine Big Lady auf jeden Fall wieder fast wie neu. Hoffe ich zumindest.

BMW ist und bleibt BMW

E39 523i Motorhaube und Emblem
Das neue Emblem lässt den ganzen Wagen neu erstrahlen – jetzt muss es nur noch den Steinschlägen an den Kragen!

Ganz unabhängig davon, ob man einen 16 Jahre alten 5er oder einen neuen 5er BMW besitzt, die Preise bleiben gleich. Schließlich fährt man einen 5er BMW. Sparen kann man in vielerlei Hinsicht, jedoch wäre es schade, den bislang exzellenten technischen Wartungs-Zustand durch Basteleien zu verschandeln.
Beim Arbeiten am Auto ist es essenziell, seine eigenen Grenzen zu kennen: So möchte ich sicherheitsrelevante Arbeiten nur von professioneller Hand erledigen lassen. Manch einer tut sich schon schwer einen Scheibenwischer oder eine Birne am Auto zu tauschen, andere dagegen zerlegen ihr halbes Auto ohne mit der Wimper zu zucken. Für meinen Teil bin ich zwar ein leidenschaftlicher Schrauber und habe eine Garage in der ich arbeiten kann, lasse aber die Finger von Sachen bei denen ich mir unsicher bin und schaue vorher gerne einem Profi über die Schulter. Zum Glück kenne ich den Werkstatt-Besitzer Michael Mouchtaridis seit vielen Jahren und habe aufgrund dessen und seiner sehr ruhigen Art, das Vertrauen ihm entsprechende Fragen zu stellen – wir werden uns in Zukunft wohl öfters sehen. Ich bin gespannt, wohin mich das Abenteuer E39 523i noch hinführen wird!

Im nächsten Teil besuche ich einen befreundeten Lackierer und lass mir einen Kostenvoranschlag für alle Arbeiten machen.


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