Projekt BMW E39 Teil 11: Koni Special Active


Wie im letzten Teil schon erwähnt, habe ich vor wenigen Wochen die Koni „Special Active“ Dämpfer in meine liebe Madeleine eingebaut.

Seit ich den schwarzen BMW 5er besitze, denke ich über ein Fahrwerks-Upgrade nach, das den Charakter des Wagens nicht zerstört. Schließlich habe ich von der silbernen „Big Lady“ gelernt: Ein kompromissloses Sportfahrwerk im E39 mag vielleicht cool aussehen, macht das Auto aber nicht so agil wie einen 3er, nimmt ihm dafür aber den seidigen „5er-Charakter“, den ich sehr schätze am E39.

Die 20 Jahre alten Sachs Dämpfer aus dem 5er waren fertig, kaputt, defekt. Wie sich nach dem Ausbau gezeigt hat sogar so fertig, dass es eine Zumutung war überhaupt damit zu fahren. Aber so ist es nun mal mit alten Autos, selbst wenn man sie vor mehr als 20 Jahren neu erfahren durfte, kann man sich heute nicht mehr daran erinnern wie es sich „neu“ anfühlen muss. Nach meinen Erfahrungen mit dem silbernen E39, hatte ich folgende Anforderungen an das neue Fahrwerks-Setup:

  • Keine Tieferlegung! Mein 5er soll seine Würde behalten und nicht noch ein getunter „Flachmann“ sein. Es passt nicht zu meiner Philosophie was diesen Wagen betrifft. Einziger Kompromiss: Der Optik Willen soll der Abstand zwischen Reifen und Kotflügel an der Vor- und Hinterachse möglichst gleichmäßig sein, daher OEM E39-M-Domlager.
  • Serienfedern müssen drin bleiben! BMW Federn sind auf den Wagen und seine Ausstattung abgestimmt, „codiert“ sind sie durch farbige Streifen auf der Feder selbst. Bei der Entwicklung haben sich sämtliche BMW-Ingenieure was gedacht – der „kleine Mann“ macht das mit seinen Stammtisch-Wissenschaften nicht besser.
  • Der 5er muss uneingeschränkt nutzbar bleiben! Mein Ziel ist es nicht ein Showcar aufzubauen, sondern ein Auto, dass meinen Anforderungen gerecht wird: (Sommer-)Alltag, Familie, Reisen, Spaß haben. Ob mir das gelungen ist steht weiter unten.

Koni Special Active

Mehr oder weniger durch Zufall habe ich vom Koni Special Active System gelesen und spontan auf meinen Bauch gehört und eingekauft. Liest man sich die Koni-Seiten über dieses Produkt durch und lauscht den lieben Koni-Menschen auf der Messe, scheint dieses System wirklich eine magische Kombination zu sein: Kofortabler als das Serienfahrwerk bei normaler Fahrt, lässt man es jedoch krachen, soll es nahezu die Performance der legendären gelben Koni Sport Dämpfer erreichen. Möglich macht das ein ausgeklügeltes Ventilsystem, dass entsprechend der Schwingungs-Frequenz des Rades das Kennfeld des Dämpfers verändert.

So oft ich auch davor versucht habe, die exakte technische Umsetzung zu verinnerlichen, es ist mir nicht geglückt. Auch einige Freunde & Bekannte, die deutlicher versierter in der Fahrzeugtechnik sind als ich, konnten mir keine Erklärung liefern, wie ein Dämpfer, der weder sehen noch „denken“ kann, diese Eigenschaften haben kann. Wie sind dabei geblieben, dass ich vier Gandalf-Dämpfer in meinen Wagen baue, mit der deutlichen Erwartung dass alles Mumpitz ist. Dass Koni und so viele Redakteure und Tester vor mir Geschichten aus dem Paulanergarten anstatt Fakten erzählen, glaube ich einfach nicht. Was fehlte ist der Bericht aus einem E39. Auch die Anforderung eines jeden Fahrers an sein Auto kann veriieren, sodass der Eindruck jeweils auch schwer zu greifen ist.

Was Koni verspricht

BMW E39 Moschokarfis Youngtimer AUTODROM Magazin

„KONI Special ACTIVE ist die nächste Generation von Premium-Stoßdämpfern, die überlegenes Handling ohne Kompromisse bieten. Es handelt sich bei KONI Special active um die neueste Weiterentwicklung des KONI Produktportfolios. Durch die Verwendung der neuesten Generation von KONIs patentierter Frequency Selective Damping – Technologie werden große Fahrzeugbewegungen und die Seitenführungskräfte besser kontrolliert – kleinere Erschütterungen wie z.B. durch Dehnungsfugen oder unebene Straßen hingegen `geglättet´ und somit deutlich mehr Fahrkomfort geschaffen.“

…interessant, meine oben genannten Anforderungen scheinen sich ja komplett zu decken. Also rein damit!

Einbau in den E39 Touring

Besonderer Dank an dieser Stelle an Jojo für die Unterstützung – alleine hätte ich vermutlich kapituliert.

Der Einbau war verhältnismäßig einfach, die Ablagerungen am Fahrwerk meines lieben BMW E39 sind ziemlich gering und keine Schraube hat sich schwergetan sich zu öffnen – obwohl das Fahrwerk zum ersten Mal getauscht wurde nach 22 Jahren. Einziger Wehrmutstropfen war der nicht mitgeliefert Staubschutz, aber auch das konnten ich mit etwas Hilfe und einer Handvoll „Extra-Kilometer“ stemmem, Jens sei Dank!

Domlager sind von Bilstein, an der Vorderachse die niedriger aufbauende M-Variante. Dadurch kommt die Front rund 15-20mm dem Erdboden näher, jedoch ohne das Fahrverhalten spürbar zu verändern. Sollte ich tatsächlich mal mehr geladen haben im 5er, wird sowieso nur das Heck belastet. Federn sind die alten und natürlich die Koni Special Active Dämpfer anstelle der originalen Sachs-Dämpfer. Auf eine detailierte Einbau-Anleitung verzichte ich an dieser Stelle, schließlich ist das Internet voll davon. Die Hinterachse empfand ich als angenehem unkompliziert, da Feder und Dämpfer beim Touring getrennt arbeiten und man sich somit das lästige Spannen der Schraubfeder erspart. Das „Zerlegen“ des Innenraumbodens im Heck dauerte weniger als 5 Minuten – obwohl ich das zum ersten Mal gemacht habe.

BMW E39 Moschokarfis Youngtimer AUTODROM Magazin

Auf die Straße!

Solltest du wirklich den Einbau der Koni Special Active Dämpfer in Betracht ziehen, rate ich dir den Artikel bis zum Ende zu lesen. Das Fahrwerk und damit auch mein Eindruck haben sich in den ersten 1000 Kilometern stark verändert!

BMW E39 Moschokarfis Youngtimer AUTODROM Magazin

Nur wenige Minuten nach dem Einbau ging auch schon die erste Fahrt los: Von Reutlingen nach Wernau hatte ich einige Kilometer, um mich auf das neue Fahrververhalten meines Autos einzustellen. Der erste Eindruck brachte gemischte Gefühle mit sich. Von der ganzen verprochenen Magie kam feierlich wenig zum Vorschein. Der 5er lag satt auf der Straße, die Performance war überdurchschnittlich gut – sogar soweit dass ich ehrlich zugeben muss dass ich nie geglaubt hätte dass ein E39 überhaupt so performant und agil durch Kurven kann – aber: Hart, poltrig, unangenehm. Die Fahrt am nächsten Tag war ählnich: Das Fahrwerk war gut, aber lange nicht so wie ich es mir vorgestellt habe, wie ich es mir gewünscht habe und wie es mir versprochen wurde. Tatsächlich spielte ich mit dem Gedanken das ganze Prozedere noch einmal durchzumachen, originale Sachs zu kaufen und die roten Dämpfern wieder direkt zurück zu schicken.

Zum Glück habe ich das nicht getan!

Dämpfer setzen sich mit der Zeit und die roten Konis haben wohl etwas mehr an Strecke gebraucht um sich einzupendeln. Ob das speziell an diesen Dämpfern liegt, an Konis oder ob das wirklich normal ist, kann ich nicht beurteilen. Die von mir getauschten Fahrwerke lassen sich an einer Hand abzählen.

Das Koni Special Active Set hat sich zum Glück sehr verändert – es erfüllt meine Erwartungen nicht nur, es übertrifft sie sogar in der Zwischenzeit. Es ist ein wenig schwer zu greifen weil sich der Dämpfer wirklich krass an die Fahrweise bzw. an das, was man ihm aktuell abverlangt, anpasst. Insgesamt stechen aber ein paar Grund-Charakteristika stark hervor:

  • Das Wankverhalten des großen 5ers ist nahezu eliminiert. Schnellere Kurvenfahrten sind ein Genuss! Das Auto hat durchgehend Traktion und liegt satt auf der Straße. Selbst im Grenzbereich fühlt es sich wirklich „Wie auf Schienen an“. Beeindruckend finde ich dabei, dass es dabei auch sehr komfortabel zugeht. Trotz der Härte wird es nie unangenehm im Auto.
  • Straßenschäden & Fahrbahn-Unebenheiten sieht und hört man, spürt sie aber nicht. Am Anfang ist das ganz schön befremdlich, man gewöhnt sich aber schnell daran und möchte diese Eigenschaft nicht mehr vermissen.
  • Anfahren & Bremsen ist deutlich direkter. Vielleicht habe ich mich zu sehr an die verschlissenen Sachs gewöhnt, der 5er taucht aber nicht mehr so ein beim Bremsen.
  • Beladen senkt sich das Heck nicht mehr, zumindest kommt es mir so vor.
BMW E39 Moschokarfis Youngtimer AUTODROM Magazin Respect your Elders

Mit Koni auf Reise

BMW E39 Moschokarfis Youngtimer AUTODROM Magazin in Österreich Südtirol Ötztal

Das neue Fahrwerks-Setup mit den Koni Special Active hat mich erst beim ersten Kurztrip zum Fan gemacht. Einige Kilometer quer durch Deutschland, viel Autobahn und Landstraßen. Auf der Autobahn fährt der Wagen stabil und sicher. Auf den Landstraßen bleibt es gemütlich, aber angenehm sportlich straff, ein Traum zu fahren. In der Innenstadt dagegen fährt man gefühlt wie auf Wolken, ohne dabei jedoch das Gefühl für die Straße und das Auto zu verlieren.

Einige Wochen darauf folgte unsere erste etwas längere Reise mit dem 5er und dem neuen Fahrwerk: Von Reutlingen nach Österreich, genauer gesagt Südtirol. Kofferraum voll mit Gepäck für eine vierköpfige Familie, Kinder schlafen gemütlich in der hinteren Reihe und der Tacho zeigt auf der deutschen Autobahn gediegene 240 km/h. Ich weiß nicht woran es liegt, aber bei Madeleine hatte ich von der ersten Fahrt an das Gefühl, das Auto ist wie ein Panzer: Wenn man einfach auf dem Gaspedal bleibt, kann die Kiste auch durch Wände fahren. Das neue Fahrwerk unterstreicht dieses Gefühl.

BMW E39 Moschokarfis Youngtimer AUTODROM Magazin auf Reise

Die größte Überraschung sollte jedoch noch kommen: Auf einer Serpentinen-Strecke überkam mich beim tollen Wetter die Laune und ich nahm einige Kurven etwas schneller. Du kennst es bestimmt: Von Kurve zu Kurve wird man immer schneller, gewöhnt sich an die Geschwindigkeit und wird erst durch das beinahe-überschreiten des Grenzbereichs wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Vor mir fand sich irgendwann ein silbernen Porsche Boxter, der die Serpentinen ebenso wie ich genoss. Unerwarteter Weise konnte ich nicht nur ziemlich lang mit der Performance des kleinen Boxters mithalten, sondern hätte – wenn meine deutlich verantwortungsvollere Frau mich nicht davon abgehalten hätte – tatsächlich an der ein oder anderen Stelle zum Überholen angesetzt.

Zur Erinnerung: Das ist ein 21 Jahre alter BMW E39, ein „Schiff“ von Auto, dessen sportliche Heimat nicht wirklich Serpentinen sind. Serienfedern, M-Domlager, PU-Stabilager und 16-Zoll-Bereifung mit 225er Reifen.

Die Performance lässt mich selbst staunen – das hätte ich meiner alten Dame nun wirklich nicht zugetraut. Alles in allem kann ich mir kein Setup vorstellen, dass den Spagat zwischen Komfort und Performance besser meistern könnte.

BMW E39 Moschos Moe Moschokarfis Youngtimer AUTODROM Magazin

Mein Resümee

Trotz anfänglicher Skepsis ist meine gute alte Madeleine mit den Konis genau so, wie ich sie mir erträumt habe: Ein Auto, mit dem ich alles machen kann. Es vereint den Youngtimer-Charme mit moderner Fahrsicherheit, macht auf stets mehr Spaß als ich es mir je zu träumen gewagt habe und obendrein kann ich den schönen Endneunziger-5er nun noch mehr genießen als das was er ist: Ein moderner Klassiker mit den guten, alten BMW-Tugenden.

BMW E39 Moschokarfis Youngtimer AUTODROM Magazin Ötztal Österreich

Der Charakter des Fahrzeugs wurde nicht verändert durch den Einbau, sondern wurde genaugenommen erweitert. Das ruhige Cruisen ist noch komfortabler geworden und die Sportlichkeit des bayrischen Business-Liners auf moderne Art unterstrichen. Das ist kein One-Trick-Pony mit einer Kernkompetenz mehr, sondern mein Auto, dass meine automobile Leidenschaft am besten zum Ausdruck bringt. Auf meiner Liste aller gefahrenen Autos, ist Madeleine nun auf Platz 2 – mit dem klassischem alten MINI an erster und dem BMW E30 316 (ohne i) an dritter. Fast schon zu schön um wahr zu sein, ich bin wahrhaftig verliebt in meine schöne alte Dame – jetzt erst recht. Ich möchte nicht mehr aussteigen müssen aus diesem wundervollen Auto.

Im Grunde ist ein unrealistischer, surrealer Traum für mich in Erfüllung gegangen: Ich habe ein Auto, das alles mitmacht, auf das ich mich verlassen kann und es ich keine Situation finde, in der mein BMW nicht zu meiner vollsten Zufriedenheit performen kann. Was will man mehr?

…muss ich aber demnächst, wenn der schöne BMW zum Aufbereiter muss, aber dazu nächstes Mal mehr.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung